ENDOSKOPISCHE TRANSTHORAKALE SYMPATHECTOMIE
WORIN BESTEHT DIE SETS?
Das Operationsverfahren, erstmals im Jahre 1927 beschrieben, hat sich aufgrund der Verbesserungen des Wissens und der Ausrüstung stark weiterentwickelt und stetig verbessert. Die heutzutage verwendeten endoskopischen Operationsinstrumente vermindern die Aggressivität und erleichtern die Behandlung bei sonst gesunden Patienten.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um den für das übermäßige Schwitzen verantwortlichen Grenzstrang zu durchtrennen. In unserer Klinik wird auf den Grenzstrang durch einen einzelnen 8 mm langen Hautschnitt in der Achselhöhle (einer auf jeder zu operierenden Seite) zugegriffen. Durch diesen Schnitt wird das Videoendoskop eingeführt, welches den Grenzstrang sichtbar macht. Dieser kann sodann mithilfe von Elektro-Kauterisation, Laser oder Clips durchtrennt werden.
WIE WIRD DIE SETS DURCHGEFÜHRT?
Schema der Arbeit | Intraoperatives Bild mit Endoskopiesystem an Ort und Stelle |
Ein mit einer Videokamera verbunden dünnes Röhrchen (8 mm Videoendoskop) wird in Vollnarkose durch den 8 mm Schnitt in der Achselhöhle eingeführt. Zwecks Vermeidung von Verletzungen wird ein Lungenflügel mit einem speziellen Endotrachealtubus (Beatmungstubus) kurzfristig entlüftet, sodass er zusammenfällt. Dieser Endotrachealtubus ermöglicht die selektive Belüftung eines oder des anderes Lungenflügel je nach Erforderlichkeit.
Das Videoendoskop wird auf das 2. und 3. Rippenköpfchen (im hinteren Teil der Brusthöhle) gerichtet. Nach der Ortsbestimmung des Grenzstranges wird der Strang mit Elektro-Kauterisation, Laser oder Clips durchtrennt. Zum Schluss wird der Lungenflügel nach der Entfernung des Endoskops wieder aufgeblasen. Gelegentlich wird ein Dränage-Schlauch im Einschnitt belassen.
Endoskopischer Blick auf den Grenzstrang | Röntgengestützte Überprüfung der richtigen Einschnittstelle |
Endoskopische Durchtrennung des Grenzstranges | Schnitt für Zugriff auf Grenzstrang |
Nach einigen Minuten wird der Eingriff auf der anderen Seite wiederholt.
WIE IST DER POSTOPERATIVE VERLAUF?
Sechs Stunden nach der Operation darf der Patient wieder essen und sich auf das Bett aufsetzen. Der Patient wird gebeten, Atemübungen mit tiefen Atemzügen zu machen, um die adäquate Lungenausdehnung zu fördern.
Normalerweise wird der Patient am nächsten Tag entlassen. Patienten mit Brustdränagen (Röhrchen zur Ableitung von Flüssigkeiten und Gasen) dürfen erst 24 Stunden nach der Operation das Bett verlassen und werden wiederum 24 Stunden nach der Entfernung des Dränageschlauchs entlassen.
Die innere Naht ist nicht sichtbar. Die Fäden müssen nicht gezogen werden, da sie sich von selbst auflösen.
Wundnarbe bestehend aus einem einzelnen kleinen Einschnitt
WELCHE KOMPLIKATIONEN KÖNNEN AUFTRETEN?
Intraoperative Komplikationen sind sehr selten. Die wichtigste Komplikation ist die mögliche Ansammlung von Blut oder Luft in der Pleurahöhle (Brustfellhöhle). Eine solche Ansammlung kann mit einer Brustdränage behandelt werden, welche für einige Tage im Körper belassen wird.
WAS SIND DIE ERGEBNISSE?
Die Ergebnisse sind bereits unmittelbar nach der Operation zu beobachten: fast völlige Trockenheit der Hände und eine Verringerung des Achselschwitzens um etwa 80%.
Sollte das übermäßige Schwitzen ausnahmsweise nicht vollständig korrigiert sein, liegt das für gewöhnlich daran, dass einige Nervenfasern wegen einer ungewöhnlichen Anatomie des Grenzstrangs nicht zerstört wurden. Dies kann durch eine erneute Operation nachgeholt werden.
Rezidive (Rückfälle) sind zwar möglich, aber eher selten.
Zustand vor der Operation | Zustand nach der Operation |
Die häufigste Nebenwirkung ist die Zunahme des Schwitzens in anderen Körperteilen (Brust, Rücken, Gesäß, Oberschenkel). Allerdings lässt dies durch eine kontrollierte Durchführung der SETS oder durch eine supraselektive Sympathektomie verringern.
In einer supraselektiven Sympathektomie werden statt der Ganglien (Nervenknoten) oder des Grenzstranges die rami-comunicantes (?) anvisiert. Diese Technik ist wesentlich feiner als die SETS und minimiert so die Nebenwirkung des sog. kompensatorischen Schwitzens.
Besonders nützlich ist sie bei Fällen, in denen nach der gewöhnlichen SETS eine starke Zunahme des Schwitzens im Brust- und Bauchbereich zu erwarten ist. Unser Team hat in der Einführung dieser Verfahrensverbesserung Pionierarbeit geleistet.
Supraselektive endoskopische thorakale Sympathektomie
Ein positiver Nebeneffekt der SETS kann in einer moderaten Verringerung des Schwitzens der Füße bestehen.
In ausgewählten Fällen kann die selektive transthorakale Sympathektomie perkutan (d.h. mit Nadeln) durch Radiofrequenz durchgeführt werden. Dieses Verfahren wird ambulant unter Lokalanästhesie und Sedierung durchgeführt. Die Ergebnisse sind zunächst gut, aber oft kehrt das Schwitzen nach einiger Zeit zurück, wenngleich auch nicht so stark wie vor der Operation. Dies liegt daran, dass der Grenzstrang nicht durchtrennt wurde, sondern nur durch eine Radiofrequenz-bedingte Verbrennung blockiert. Deswegen wachsen die für das Schwitzen zuständigen Nerven im Laufe der Zeit nach und so kehrt das Schwitzen zurück.
Bei Händen und im Gesicht wird die perkutane Radiofrequenz-thorakale-Sympathektomie in den Fällen verwendet, in welchen eine SETS ein besonderes Risiko oder Gefahr darstellt; z.B. für Zeugen Jehovas, welche eine Bluttransfusion aus religiösen Gründen ablehnen.
Am nützlichsten ist dieses Verfahren bei Schweißfüßen, wo die Ergebnisse nicht so makellos wie bei den Händen sein müssen und eine kleine Restmenge an Schweiß ein geringeres Problem darstellt. Zudem ist die endoskopische lumbale Sympathektomie technisch wesentlich anspruchsvoller. Die perkutane Radiofrequenz-lumbale-Sympathektomie kann darüber hinaus auch bei Patienten mit Durchblutungsstörungen der unteren Gliedmaßen (Diabetes, Gefäßkrankheiten…), sowie in Fällen von neuropathischen Schmerzen eingesetzt werden.